„Wir nennen sie die Toskana von Sachsen“. Wenn Jens Klobuch über die Lommatzscher Pflege spricht, ist seine Schwärmerei für die weitläufige Region zwischen Dresden und Leipzig kaum zu überhören: „Ich mag das kupierte Gelände mit den sanften Hügeln, die Streuobstwiesen, den guten Lössboden, die Vielfältigkeit. Hier gibt’s keine Monotonie und kein flaches Land“.

Klobuch lebt und arbeitet hier – in der dünn besiedelten Hügellandschaft, die häufig auch als die Kornkammer Sachsens bezeichnet wird. Der studierte Landwirt ist einer der Geschäftsführer des Agrarunternehmens Lommatzscher Pflege e.G. und hat zwangsläufig eine engere Beziehung zu der Gegend. Die Genossenschaft verfügt schließlich über mehr 2900 ha Ackerland im Herzen der Lommatzscher Pflege.

In Barmenitz findet man das Unternehmen nicht sofort.

In Barmenitz findet man das Unternehmen nicht sofort.

Die Lommatzscher Pflege e.G.: Aus der Region und für die Region

Zu dem klassischen Gemischtbetrieb gehören rund 1000 Milchkühe und eine angeschlossene Biogasanlage. Der Fokus liegt allerdings auf dem Feld- und Ackerbau: Für die ansässige Frosta GmbH baut das Unternehmen Erbsen, Bohnen sowie Weiß- und Rotkohl an. Auf den Flächen in Barmenitz wachsen Zuckerrüben, Silomais, Winterraps und natürlich Getreide. Winterweizen, Wintergerste, aber auch Durum. Gerade dieser Hartweizen, der in der Saalemühle Alsleben unter anderem für die Teigwaren Riesa GmbH verarbeitet wird, erfreut sich in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit. Denn der große Nudelhersteller legt wie auch die Lommatzscher Pflege e.G. Wert auf Regionalität. Es ist daher völlig klar für Jens Klobuch, dass mehr als die Hälfte des angebauten Weizens an die nahegelegene Dresdener Mühle geht – unter anderem für das hochwertige Mehl der Kathi Rainer Thiele GmbH. Sie dürfte vielen besser als Kathi bekannt sein. Aus der Region und für die Region – das ist das Motto.

Die Lommatzscher Pflege ist geprägt von der Landwirtschaft - dank des fruchtbaren Bodens.

Die Lommatzscher Pflege ist geprägt von der Landwirtschaft – dank des fruchtbaren Bodens.

„Wir halten uns an strenge Richtlinien“

Kräftig und voller Energie ist Jens Klobuch. Und hört man ihn über Landwirtschaft und die 1991 gegründete Genossenschaft reden, schwingt immer Überzeugung und Optimismus mit. Und doch ist er besorgt und stellt sich nicht selten die Frage, wie es weitergehen könnte. Das Agrarunternehmen ist bestrebt, allen 57 Mitarbeitern das gesamte Jahr über eine Beschäftigung zu geben und sie nicht temporär in die Arbeitslosigkeit zu schicken oder Hilfen von der Arbeitsagentur in Anspruch zu nehmen. „Wir wollen unabhängig bleiben, aber das muss finanzierbar sein. Das setzt voraus, dass Verbraucher unsere Arbeit akzeptieren und sich von uns ein korrektes Bild machen. Wir als Landwirte werden oft pauschal so dargestellt, als wären wir die Schlechten und würden nur Pestizide auf die Felder kippen. Dabei halten wir uns an strenge Richtlinien, leisten eine hohe Qualität und haben gute Produkte, die ohnehin nur geerntet werden, wenn sie die vorgegebenen Parameter erfüllen.“

Jens Klobuch von der Lommatzscher Pflege e.G.

Jens Klobuch von der Lommatzscher Pflege e.G.

Zum Beispiel Getreide. Die Agrargenossenschaft düngt stets nach Bedarf und niemals grundlos, sondern so, dass die Qualitätsansprüche der Politik, der Mühlen und letztlich auch der Konsumenten erfüllt sind. Dank moderner Sensortechnik lässt sich in Echtzeit auf dem Feld herausfinden, welche Stickstoffmengen wirklich nötig sind. Ähnlich geht das Unternehmen beim Pflanzenschutz vor. Sobald sich die Ähre nicht mehr aus eigener Kraft schützen kann, wird eingegriffen. Denn bilden sich durch den Fusariumpilz die gesundheitsgefährdenden Toxine aus, kann das Getreide als Nahrungs- oder Futtermittel nicht mehr verwendet werden. Aus diesem Grund werden die Bestände ständig kontrolliert.

Von einem unüberlegten und übertriebenen Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln kann also nicht die Rede sein, zumal dadurch unverhältnismäßige Kosten entstehen würden. Und es käme zu einer unnötigen Schädigung der Umwelt. Trotzdem manifestierte sich hier und da die Vorstellung von einer Landwirtschaftsindustrie, die in einem übertriebenen Maß Gifte auf Lebensmittel sprüht, obwohl dies in der Realität weder die Regel noch eine Selbstverständlichkeit ist. Sinnvoll schon gar nicht.

Hoffen auf mehr Akzeptanz bei Verbrauchern

Eine grundsätzliche Akzeptanz und ein Verständnis für die Arbeit wünscht sich Jens Klobuch nicht in erster Linie von den Verbrauchern, sondern vor allem von den großen Abnehmern wie den Supermärkten: „Durch neue gesetzliche Regeln müssen wir in Zukunft mit geringeren Erträgen rechnen. Das ist für uns völlig in Ordnung, wenn wir für unsere Produkte gerechte Preise bekommen. Denn nur so können wir faire Gehälter zahlen.“ Aber viele Menschen wissen nicht einmal, dass die Arbeit auf dem Feld mit 40 Stunden pro Woche oft nicht getan ist. Nur wie soll das funktionieren, wenn beispielsweise für Milch so wenig bezahlt wird, dass die Lommatzscher Pflege e.G. kaum in der Lage ist, die entstehenden Kosten zu decken? Klobuch weiter: „Verbraucher würden sicher ohne weiteres 5 Cent mehr pro Liter zahlen, was uns enorm helfen könnte. Aber die Großhändler und Discounter geben steigende Preise nicht oder nur in einem unzureichenden Maß an die Produzenten weiter.“

Milchproduktion lohnt sich kaum noch.

Milchproduktion lohnt sich kaum noch.

Jens Klobuch ist kein Mensch, der jammert. Er ist stets zuversichtlich. Und man spürt seine Lebensfreude. Vor allem findet er konstruktive Vorschläge für die Zukunft. Er hofft auf eine Landwirtschaft, in der Biobetriebe und normalwirtschaftende Betriebe einen gleichen politischen Stellenwert erhalten. Gerechtigkeit, faire Preise und Löhne für alle – das klingt eigentlich ganz einfach. Der Landwirt ist auch davon überzeugt: „Im besten Fall bräuchten wir gar keine EU-Unterstützung oder Zuschüsse, wenn angemessen bezahlt wird.“

Landwirt aus Leidenschaft

Nicht nur die Lommatzscher Pflege e.G. steht tagtäglich vor zu meisternden Herausforderungen wie diesen. Aber sie gehören für Jens Klobuch auch zum Job. Auf die Frage, was er an seiner Tätigkeit am meisten mag, zögert er keine Sekunde: „Ich bin einfach ein Naturbursche und schon als Kind immer mit meinen Eltern draußen gewesen. Ich habe mit lebenden Organismen zu tun, kann selbst bestimmen, einschätzen und Entscheidungen treffen. Das ist unglaublich abwechslungsreich. Sowieso ist jedes Jahr anders, ich lerne immer noch etwas Neues dazu und ich bin ständig an der frischen Luft. Das hält gesund. Für mich ist es der beste Beruf, den ich mir vorstellen kann.“ Und da ist sie wieder deutlich zu spüren – die Leidenschaft für seine Arbeit und „sein“ Unternehmen.

Informationen zum Autor

Sven Wernicke

Sven Wernicke

Blogger

Sven Wernicke ist freiberuflich für diverse Blogs und Onlinemagazine tätig. Bei Ährenwort beschäftigt er sich mit den spannenden Facetten des Qualitätsprogramms.